Über Šumško pile, Tango, das serbische Wildlife und die wundersame Verwandlung in Montenegro

Tag: 46

Geradelte km: 2.068 

Spenden: 442€

Wir sind in den Bergen, endlich! Nach drei Wochen Donauradweg, habe zumindest ich vom Kilometer- radeln auf flacher Strecke langsam genug und freue mich über jeden Meter “aufi”. Mehr gravel anstelle von flachem-asphaltiertem Untergrund, erschweren uns teilweise das Radeln, aber die Abfahrten machen das wieder mehr als wett. Super ist auch, dass die Temperaturen wieder fallen und ich nicht mehr am Limit radeln muss. Da nehme ich auch den Nebel und die weißen Zehen sowie Finger in Kauf.

Aber nun einen Schritt zurück… 

Wir verließen Novi Sad bei 38 Grad im Schatten um 11 Uhr. Ein Fehler! Völlig hinüber und dem Hitzeschock meinerseits nicht entkommen, radelten wir, um Abkühlung zu suchen an die Donau runter. Das war der Plan. Soweit so gut. Doch auf unserem Irrweg durch unwegsames Gelände, kamen wir an einem Knusperhäuschen vorbei, bei welchen uns die etwas aufdringliche Wirtin zu “Šumško pile” verführen wollte. Nach 10x, mit immer lauterer Stimme wiederholt, haben wir unsere Smartphones gezückt und schließlich online nachgeschaut. Tadaa: es sind Pilze die wie Hühnchen schmecken sollen. Die serbisch Sprechenden unter uns, würden es nach Wortlaut mit “Wald-Hühnchen” übersetzen. Šumško pile ist nun zu unserem Lieblings-Fluchwort erkoren worden. Ein Auto fährt einmal mehr zu knapp an uns vorbei: “Šumško pile!”. Der Anstieg auf steinigem Untergrund hat 16%: “Šumško pile!” 

Glücklicherweise konnten wir uns losreißen und tatsächlich noch die rettende Donau erreichen. Fünf Stunden lag ich da und war sogar zu fertig um schlafen zu können.

Ab in die Hauptstadt Belgrad: Wieder bei gefühlten tausend Grad, sind wir der sengenden Hitze durch unsere erste „Warmshowers-Unterkunft“ entflohen. Nur für einen Ausflug ins gekühlte Museum of Yugoslavia wagten wir uns hinaus. Da haben wir nicht schlecht gestaunt, als wir plötzlich vor Titos Grab standen. 

Unseren Gastgeber Milutin – ein enthusiastischer Radreisender, haben wir sofort ins Herz geschlossen. Wir durften ganze 3 Nächte bleiben. Bei twinni Melone planten wir zu 3t bis spät in die Nacht den Weg durch das dinarische Gebirge. Am darauffolgenden Abend wurden wir in die Welt des Tangos eingeweiht. Zu tanzen habe ich mich in meiner Sportkleidung (und zwei linken Füssen) nicht gewagt, schaute aber völlig hingerissen zu. Danke fürs Teilhaben lassen, die positive Energie und das Vertrauen. (pickleeee riiiiiick)

Unserem nächsten Gastgeber Maxim, den wir zuvor in Sombor kennen lernten und uns in Čačak zu sich einlud, brachten wir als Gastgeschenk Wassermelone mit. Sprich: Sandra hat sie 10 km durch die Gegend kutschiert und schlussendlich durfte ich diese 5 kg yumness alleine mampfen, weil die Beiden nicht so Fan von dieser Köstlichkeit sind. Ich freue mich auf mehr. 🙂 

Nach einem steilen Anstieg, zum Uvac See – vorbei an zahlreichen Himbeer Feldern (wo wir natürlich ganz brav dran vorbeigefahren sind ohne welche zu kosten) wurden wir einmal mehr vom serbischen Wildlife überrascht. Die Geier begrüßten uns und gleiteten ruhig über das Tal und unser Zelt hinweg. Wir lernten, dass diese oft negativen dargestellten Kreaturen tatsächlich sehr soziale Tiere und überaus fürsorgliche Eltern sind. Das sie selbst nicht jagen und sich nur von Ass ernähren wussten wir zwar noch, aber nicht, dass sie bis 3 Wochen ohne Nahrung auskommen können. Ich werde bereits nach 3 Stunden hungry. 

2000 Höhenmeter weiter und eine weitere Grenze überschritten, befinden wir uns in der tiefsten Schlucht Europas. An der Tara-Schlucht in Montenegro.

Wie es Zufälle so wollen, haben wir genau auf der historischen Brücke Jannis angetroffen. Der Jannis, ein lieber Studienkollege, durch welchen Sandra in Wien zu radeln begonnen hat. Tausend dank meinerseits. <3 

Am darauffolgenden Tag und zur Feier unseres Rest-Days gönnten wir uns einen Rafting-Ausflug. Der Fluss war glasklar, eiskalt und einfach nur ein Traum. Eine Wohltat nach der immer dunkler werdenden Donau. Für Sandra und mich hätte der Wellengang natürlich bissl wilder sein dürfen, aber wir hatten unseren Spaß- vor allem mit den anderen Touris. In Serbien waren die Tourist:innen (jedenfalls für uns) nicht vorhanden, so haben wir seit langem wieder diverse Autokennzeichen gesichtet. Beim späteren Veloputzen wurden plötzlich wir zur Hauptattraktion der Israelischen Tourist:innen.

BUM 

dann geschah es – die wundersame Verwandlung! Šumško pile! 

Sodeli, der Berg ruft!

watschelnde Grüße, Salomé und Sandra

PS. 

  1. Ein tolles Ratespiel für on the road: Was ist das für ein flaches, sehr totes, überfahrenes Tier auf der Straße?
  2. Heißer Tipp: Wie findet man am Besten einen Zeltplatz in Serbien? Finde eine  schön gelegene Bar, trinke etwas, frage nach einem Zeltplatz. Fertig! 
  3. Serbien, welches wir beide nicht auf unser Urlaubsliste hatten, ist definitiv eine Reise wert. Danke für Gastfreundschaft und die neuen Eindrücke. 

1 comment

  1. Hallo Sandra!
    Durch deine Mama kann ich mich jetzt an eure Fersen heften!!!
    Ihr macht es richtig, denn das Leben ist viel zu kurz für irgendwann! Es ist euer Leben, euer Weg und eure Entscheidung, IMMER!!!! Genießt eure Freiheit in vollen Zügen, aber nehmt die Verantwortung für euer Leben jeden Tag, jede Stunde , jede Minute ernst.
    Ich wünsche euch für jeden Sturm einen Regenbogen, für jede Sorge ein Lächeln und Hilfe in jeder Schwierigkeit.
    Radelt gut , meine Gedanken sind bei euch. Liebe Grüße vom Sonnenberg!! Ingrid

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