Tag: 93
Geradelte km: 3.400
Geradelte hm: 33.810
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Was ist das schon wieder für ein Titel? Wir verraten so viel: Die wichtigste Uhrzeit des Tages! Lasst uns beginnen:
Nach der albanischen Küste folgten wir wieder dem Ruf der Berge. Griechenland wir kommen! Aber: „Stop Tomat!“ Zu unserer Freude wurden wir am Wegesrand mit frischen Tomaten beschenkt.
Nach einem idyllischen Jausenstop unter einer uralten, steilen Steinbrücke und einem Schwumm im Fluss, radelten wir weiter und entdeckten inmitten der Berge, ganz unerwartet, ein kleines Dorf. Die Piazza mit dem uralten, magischen Baum zog uns sofort in seinen Bann. Sowie die eiskalten Wasserfälle, unter welche wir uns natürlich darunter stellen mussten. Zwei Jugendliche des Dorfes waren überrascht und sind jetzt davon überzeugt, dass es in der Schweiz und Österreich nur kalte Gewässer gibt. (Side fact: Sandra wurde auf 19 Jahre und Salomé auf 17 Jahre geschätzt – Huch haben wir uns gut gehalten).
Wieder auf der Piazza war es dann soweit, wir haben das erste Mal einen Frap gesichtet, doch unwissend die Chance verpasst, ihn zu kosten. Anstelle dessen haben wir reichlich Essen, sowie unseren ersten griechischen Wein bestellt und mit der Dorfgemeinschaft den Tag ausklingen lassen.
Nach einer Nacht vor der Dorfkirche ging es Richtung Aaos See – wir hatten mehr Respekt vor den Bären als vor den kommenden Höhenmetern. Zum Glück hat Salomés Schlachtruf „Halloooo Bääääär“ (ängstliche Stimme) Wirkung gezeigt!
Am verlassensten Ende des Sees wurden wir unerwartet von 5 Fischern überrascht und zum Mittagsessen eingeladen. Wir haben noch nie so guten Feta gegessen! Zum Abschluss noch ein Stamperl Raki, oder 2! Weil wie uns Christo erklärte: „Zwei Beine- zwei Raki.“ Macht Sinn! Immer schön in Balance bleiben. Das sollte nicht der letzte Raki gewesen sein, denn sie luden uns in ihr Café nach Kalambaka (Meteora) ein. Meteora – was für ein Ort! Auf der langen und atemberaubenden Abfahrt dorthin hielten wir für einen Frap (= Frapé). Endlich. Oh du guter eisgekühlter, aufgeschäumter Kaffee!
Schön langsam kamen sie immer näher, die in den Himmel ragenden Felsen und die darauf thronenden Klöster von Meteora.
An der Poolbar des Campingplatzes wurde uns als Willkommensgeschenk ein weiterer Frap serviert. Die Hände zitterten schon leicht. Eine Sucht begann.
Mit so viel Koffein war es klar, dass wir am Weinfest noch unser Tanzbein schwingen mussten. Die Energie des sich kreisenden Sirtakitanzes liesen unsere falschen Tanzschritte (fast) unbemerkt. Ups.
Bissl verkatert erklommen wir am nächsten Tag die Klöster von Meteora. Bestimmt nicht so elegant wie der 9c-Mönch. Ihr müsst euch vorstellen, früher gab es dort keine Treppen zu den Klöstern hoch. Deswegen ist die Frage begründet: Was war zuerst da, der Mönch oder das Zugseil?
So oder so atemberaubend, einen Ort, den man fühlen und hören muss. So saßen wir noch eine Weile auf den Treppen, die zum Kloster hochführen, um den Gesängen und dem Gebetsklopfen der Mönche zu lauschen. Euch überrascht es bestimmt nicht, dass wir unabsichtlich eingeschlossen wurden. Auf unser Klopfen antwortete uns eine Stimme auf der anderen Seite des Tores mit „How did you get in there?“. Salomé: „ Äh, we just stayed.“ Der Schleichweg nach draußen beinhaltete zum Glück keine 9c Boulder-Route.
Es ist gewaltig, den Sonnenuntergang auf einem der Aussichtsfelsen zu genießen, auch wenn die posenden Touris sowie die Drohnen über einem ausblendet werden sollten.
Meteora hielt noch mehr für uns bereit. Kevin und Mehmet! Es ist immer eine Freude andere Radreisende zu treffen, aber besonders wenn der Vibe stimmt. So radelten wir zu viert, nach einem morgendlichen Kaffee + Raki im Café unseres Freundes, weiter Richtung Süden.
Nach einer türkischen Tanzeinlage bei roter Ampel mussten wir Mehmet aber schon bald wieder (bei einem Frap- „Frap Frap Frap!“ ) verabschieden. Wir sehen uns in Izmir!
So radelten wir weiter und unsere Gruppe sollte schon bald Zuwachs bekommen. Nono und Alex! Ohpopopopopopooo, bonjour! Der Fahrradzug ist schon ganz schön lang – tschuuu tschuuuuu.
Dunkle Wolken zogen am Himmel auf. Im letzten Moment konnten wir uns unter einem kleinen Wellblechdach vor dem Platzregen schützen. Da fand uns Spirydoula, eine Frau mit großem Herz, die gerade von der Tomatenernte nach Hause unterwegs war. Sie lud uns alle, alle Fünf! zu sich ein. Es gab Salat, Makkaroni und Omelette aus den Eiern der eigenen Hühner. Mithilfe des Sprachsalates (wie es Spirydoula nannte) konnten wir uns gut unterhalten. Nach dem Abendessen wurden wir aufgefordert uns lange Kleidung anzuziehen. Wir fuhren zu 6t in einem Auto, via Zwischenstopp bei der 92 jährigen Großmutter, zu einer griechisch orthodoxen Zeremonie. Das Leuchten des Abendhimmels spiegelte das Leuchten der angezündeten Kerzen wider.
Am Rückweg war „Frap Frap Frap“ bereits ein fester Bestandteil des Wortschatzes unserer Gastgeberin. Da sie schon um 6 Uhr morgens wieder Tomaten ernten musste, stellte sie uns alles für einen Frap bereit. Ihre Warmherzigkeit und ihre Offenheit wird uns immer in Erinnerung bleiben.
Der nächste Tag begann sonnig und schweißtreibend, gefolgt von erneutem Platzregen, einer Sackgasse mit bellenden Hunden und endete mit Ouzo und auflockerndem Himmel in einer natürlichen heißen Quelle. Oh yes! Wir Fünf waren überwältigt, was alles in zwei Tagen passieren kann. (2 Platten inklusive)
Ohne es zuzugeben, waren wir – ja auch unser lightpacking Kevin – etwas neidisch auf die komfortablen Campingsessel von Nono und Alex.
Aufgrund einer Sturmwarnung flüchteten wir uns am darauffolgenden Tag auf einen Campingplatz. Wir blieben ganze zwei Nächte, aber nicht aufgrund des Sturmes, sondern aufgrund des Ouzos. Frapschnaps schmeckt auch!
Kevin hat unser demokratisches „Stay with the group“ einfach ignoriert. Wir verabschiedeten uns unter Tränen voneinander.
Zu viert radelten wir weiter, quälten uns über Schotterstraßen, belohnten uns mit einem Frap (Könnt ihr es noch lesen?) und tauschten Geschichten an einem wunderschönen Plätzchen am See aus.
Aber auch Nono und Alex mussten wir nach langen Umarmungen weiter ziehen lassen. Zu zweit genossen wir eine ruhige Nacht bei einer Quelle in den Bergen, bevor wir uns in das Treiben von Athen stürzten.
Dort gab es ein unerwartetes Wiedersehen mit Mehmet. Mehmeeeeet!
Viel Raki und Bier flossen an diesem Abend! Again: See you in Izmir!
Die Stadt beeindruckte uns einerseits mit der Akropolis, sowie mit den Informationen der Free Walking Tour und erdrückte uns andererseits mit der offensichtlichen Armut und die (wie sie auf uns wirkt) aussichtslose Obdachlosigkeit.
Wir wurden uns wieder einmal mehr bewusst, wie privilegiert wir sind.
Mit frisch repariertem Rad und ausgeruht, radelten wir Richtung Hafen.
Am Weg dorthin gab es Salomés ersten Platten, das Flicken des Reifens und ein Fraaaaap gingen sich vor Betreten der Fähre glücklicherweise noch aus.
Wie spät ist es?
Ahoi, it‘s Frap o‘clock!
Sandra und Salomé